More than Bricks!
Tradition und Zukunft der Architekturkeramik
19.2. – 15.10.2023
Ob als Ziegel, Klinker oder Fliese – Keramik ist untrennbar mit der Geschichte des Bauens und Wohnens verbunden. Sie bildet das Grundgerüst unzähliger Bauwerke. Dabei ist Keramik als Baustoff ein echter Hingucker. In der Sonderausstellung „More than Bricks!“ konnten sich Besucher:innen auf einen Stadtbummel begeben und an Geschäften, Kirchen und Schlössern vorbeischlendern, riesige Fabrikbauten bestaunen und mehr über die Geschichte des einzigartigen Baustoffes Keramik erfahren.
Beginn des Siegeszuges
Die Ausstellung zeigte, wie europaweit vielfältig und verschieden der Einsatz von Keramik in der Architektur war und noch immer ist. Sie verdeutlichte, welchen Stellenwert diesem Material zukam und wie sich sein Einsatz im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Seit Anbeginn war die Geschichte der Architektur mit der Nutzung natürlicher Baumaterialien verbunden. Neben Naturstein, Holz und Lehm, die bis heute in einigen Teilen der Welt als Baustoff benutzt werden, trat schon vor über 3000 Jahren mit dem Ziegel ein keramischer Baustoff seinen Siegeszug an. Ziegel kam zunächst vornehmlich dort zum Einsatz, wo Naturstein selten ist. Die Verbesserung der Produktionsmittel und damit einhergehend weitgehende Normierungen erlaubten bald die massenweise und zunehmend immer billigere Herstellung.
Mehr als ein Baustoff
Schon bald wurden Ziegel und Porzellanelemente in der Architektur auch als dekorative Elemente eingesetzt: In der Backsteingotik als glasierter Ziegel und Formsteine, im Historismus und Expressionismus in der Fassadengestaltung. Heute sind komplette Keramikfassaden wie beim Maat oder dem Ozeaneum in Lissabon nicht nur ein dekoratives Element, sondern auch ein Baumaterial, das enorm widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse ist und gleichzeitig völlig neue Gestaltungsideen ermöglicht.
Die für die Pariser Weltausstellung 1900 entworfene „Porte Monumentale“ des Architekten René Binet stand als Nachbau am Anfang der Ausstellung. Sie war ein Beispiel für reich ornamentierte Kulissenarchitektur. In einer 3D-Animation konnten Besucherinnen und Besucher in die Welt des 19. Jahrhunderts eintauchen.
„Erichs Lampenladen“
Als schönsten Milchladen der Welt bezeichneten Zeitgenossen das 1892 eröffnete Ladengeschäft der Dresdener Molkerei der Gebrüder Pfund. Auf 250 Quadratmetern handbemalten Fliesen der Firma Villeroy & Boch wird die Geschichte der Gebrüder Pfund erzählt. In der Ausstellung sehen Sie den Tresen des Ladengeschäfts.
„Erichs Lampenladen“ nannten die Menschen den 1976 eröffneten Palast der Republik. Das monumentale Gebäude war nicht nur Sitz der Volkskammer der DDR, sondern auch ein Kulturhaus für die Bevölkerung mit Theater- und Konzertsälen, Kegelbahnen, Restaurants und Cafés. Die Bundesrepublik ließ das asbestbelastete Gebäude 2004 abreißen. In der Ausstellung stand eines der drei Wandbilder des Künstlers Lothar Scholz aus der Mokkabar des Palastes.